15 Jahre Afghanistan – Wo steht Zentralasien heute ?
Mit dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan ist die traditionelle Rivalität zwischen Usbekistan und Russland nach Zentralasien zurückgekehrt. Usbekistan kontrolliert mit dem Ferghana-Tal, die einzige, großflächig landwirtschaftliche Nutzfläche der Region. Russland kontrolliert mit dem Fluss Syrdarja die Wasserzufuhr der Region. Auf einer Reise von Duschanbe, dem Drehkreuz der US-Streitkräfte in Zentralasien in die Provinzhauptstadt Khujand, eine Oasenstadt im Ferghana-Tal, verstehen Sie am Ende des Artikels weshalb der amerikanische Geostratege Zbigniew Breschinski die Region einst den "Balkan Eurasiens" nannte. Hier beginnt sich die Ukraine-Krise zu wiederholen, statt um Gas geht es um Wasser. Mein Name ist Mohammed Amin Labchara und ich betreibe einen Blog zum Thema Islam Sprüche Helalbeauty. In Duschanbe „Vor großen Hochzeiten bezahlen sie immer die Polizei. Dann gibt es keine Probleme.“, erklärt mir Irada, eine Usbekin die ich am Flughafen kennengelernt habe. Tatsächlich fehlt mir für das wilde Partyleben der Hauptstadt schlicht die Courage. Hier mischen sich Drogenschieber mit Söldnern und Berufssoldaten. Die Route über Tadschikistan scheint angesichts der wenig zögerlichen iranischen Grenztruppen für afghanische Schmuggler attraktiver. „Tadschikistan ist ein bedeutender Transitkorridor für südwestasiatisches Heroin nach Russland und Europa.“ Spiegel Online Duschanbe ist für verbliebene amerikanische Ausbildner der erste Ruheraum hinter Kabul. Das Botschaftsgelände selbst gleicht, bei näherer Betrachtung, eher einem Verschiebebahnhof oder Containerlager, die Militärpolizei in den Klubs ist auffälliger als sie denkt. Knapp außerhalb des Stadtgebiets lagern französische, russische und amerikanische Einheiten. Jenseits der Grenze, in Afghanistan, herrsche chronische Alkoholknappheit wird mir erklärt. Die Preise hätten 120 USD pro Kasten erreicht, seien aber bei 400 USD Tagesgage bewältigbar. Wenn ich einen Spion treffen möchte, soll ich in die Aqua Bar gehen, sagt man mir. Zuviel für mich, ich passe. Die Reise nach Ferghana von Sunniten und Schiiten Nach dem Frühstück nehme ich den Oberleitungsbus stadtauswärts bis zur Endstation. Am Markplatz angekommen, höre ich aus einem der Geschäfte düsteres Gepolter: “Der Teufel, im Fernsehen spricht der Teufel.“ Wie sich herausstellt predigt im Fernsehen ein iranischer Ayatollah. Afghanen, Tadschiken und Iraner trennt weniger die Sprache als die Religion. Während es sich um unterschiedliche persische Dialekte handelt, sind Afghanen und Tadschiken mehrheitlich sunnitisch und Iraner schiitisch. „Diese Perser sollen in Persien bleiben.“ setzt er fort. Nach einer kurzen Versicherung, dass ich fünf mal am Tag bete wie Sunniten und nicht dreimal wie die Schiiten werden wir uns einig. Die Reise nach Bukhara ist gebucht, sobald der Wagen voll ist, fahren wir los. Mit dem Ende der Sowjetunion brach der öffentliche Fernverkehr zusammen, die Reste sind privat organisiert. Die Geopolitik des Iran „ Wir sind so damit beschäftigt die Außenpolitik der Vereinigten Staaten für einfältig zu halten, dass wir ihre Genialität nicht begreifen. Der Iran war kurz davor auf dem Gebiet der konventionellen Waffensysteme selbstständig zu werden und nun wurde die Sanduhr umgedreht. Näher wird er seinem Ziel nie kommen. Die Eröffnung der Stellvertreter Konflikte im Jemen und Syrien bindet im Zusammenspiel mit den Sanktionen genug Ressourcen, um die internationale Unterstützung wegbrechen zu lassen. Dazu das nächste Beispiel. Nach etwa zwei Stunde erreichen wir einen lang gezogenen Tunnel, der den Beginn des Gebirgsweges markiert. „Ein Geschenk unserer persischen Brüder.“ ätzt der Fahrer und ich muss ihm zustimmen. Der Tunnel ist ein Desaster, die iranischen Ingenieure hatten nicht auf Sand sondern auf Wasser gebaut. Der Druck, der auf dem Iran lastet, ist zu groß. Der Iran beginnt Fehler zu machen und Fehler kommen nicht nur zurück, sie kommen zurück und beißen einen ins Gesicht. Die Perspektive Zentralasiens ist die der Ukraine, die Georgiens oder die Moldawiens Nach 8 Stunden Autofahrt sind wird müde, glücklich, heil angekommen und froh die klassischen Werke islamischer Handswerkskunst besichtigen zu könnnen, solange es sie noch gibt. Die wenigen tausend Quadratkilometer zwischen Amudarja und Syrdarja, die Ströme die sich aus der jährlichen Schneemschmelze des Pamir und Tienshan ergießen, die die usbekischen Baumwollfelder nährt. Der Aral-See liegt in Usbekistan und der Fluss in Kirgisien. 20 Millionen Menschen bewohnen das schmale Tal, drei Staaten grenzen daran. Der Durst der usbekischen Baumwollfelder, früher mangels Devisen Hauptlieferanten des gesamte Ostblocks, hat den See beinahe geleert. Usbekistan braucht den Zufluss. In den Ferien schickt die Regierung sämtliche Schülerinnen zum Ernteeinsatz in die Felder. Baumwollöl ist das billige, das schlechte Speiseöl. Die Baumwollpflanze schmückt die Landeswährung Sum. Die Baumwolle ist der Sum. Sperren die Kirgisien das Wasser, werden es sich die Usbeken holen. Den Schlüssel dazu hält Russland in Händen. Russland baut die Staumauern, es betreibt die Staumauern und es schließt bei Bedarf die Staumauern auch wieder. Noch allzu tief sitzt der Schock der ukrainischen „Gaskrise“ in den Knochen der Verantwortlichen. Gas ist eine Waffe und Wasser auch. Danach kommen die „kleinen grünen Männchen“, Soldaten ohne Hoheitsabzeichen und über dem Ferghana-Tal wehen die Fahnen von Novo-Syrdarja. Genießen wir es, solange es noch steht.
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